Artikel
6 min read
Abfindung – Alles Wichtige erklärt
Globale Payroll
Recht & Compliance
Autor
Das Deel-Team
Letzte Aktualisierung
26 Juni, 2025

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Abfindung ist eine Zahlung der Arbeitgebenden an gekündigte Arbeitnehmer für den Verlust des Arbeitsplatzes. Sie ist jedoch keine gesetzlich garantierte Leistung und wird unter bestimmten Umständen gewährt.
- Arbeitgebende bieten Abfindungen häufig freiwillig an, um rechtliche Risiken und Prozesskosten bei Kündigungsschutzklagen zu vermeiden.
- Abfindungen stärken nicht nur das Vertrauen und die Moral der Belegschaft, sondern verbessern auch das Employer Branding und senken langfristig unternehmerische Kosten.
Eine Abfindung stellt eine einmalige finanzielle Leistung der Arbeitgebenden dar, die im Zuge der Beendigung des Arbeitsverhältnisses an die Arbeitnehmenden ausgezahlt wird. Sie dient als Ausgleich dafür, dass die Beschäftigten ihre Stelle sowie die damit verbundenen Einkommensmöglichkeiten verlieren.
In welchen Fällen wird eine Abfindung gezahlt?
Grundsätzlich sieht das deutsche Arbeitsrecht keinen gesetzlichen Anspruch auf eine Abfindung vor, weder bei einer Kündigung durch den Arbeitgebenden noch beim Abschluss eines Aufhebungsvertrags. Ein Anspruch auf eine Abfindung kann sich jedoch durch bestimmte Voraussetzungen ergeben, auch wenn das Gesetz prinzipiell keinen generellen Anspruch vorsieht.
(Fristlose) Kündigung
Ein Anspruch auf Abfindung kann auch im Rahmen einer Kündigung durch Arbeitgebende entstehen, sofern die Voraussetzungen des Kündigungsschutzgesetzes (KSchG) erfüllt sind. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn das Arbeitsverhältnis mindestens sechs Monate bestand und der Betrieb regelmäßig mehr als zehn Arbeitnehmende in Vollzeit beschäftigt. Auch bei einer fristlosen Kündigung kann das KSchG Anwendung finden.
Erheben Arbeitnehmende eine Kündigungsschutzklage, so widersprechen sie einer aus ihrer Sicht rechtswidrigen Kündigung, mit dem Ziel, ihren Arbeitsplatz zu erhalten. Die Klage muss innerhalb einer Frist von drei Wochen nach Zugang der Kündigung beim Arbeitsgericht eingereicht werden. Häufig versuchen Arbeitgebende durch das Angebot einer Abfindung, den Arbeitnehmenden zu einem Klageverzicht zu bewegen, nicht zuletzt, um eine langwierige und kostenintensive gerichtliche Auseinandersetzung zu vermeiden.
Unzumutbare Weiterbeschäftigung
Auch wenn das Verfahren fortgeführt und die Kündigung schließlich vom Gericht für sozial ungerechtfertigt oder unrechtmäßig erklärt werden, kann es Umstände geben, die eine Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses für Arbeitnehmende unzumutbar machen. So etwa bei Diskriminierung oder grobem Vertrauensbruch. In einem solchen Fall kann das Gericht gemäß § 9 KSchG anstelle der Weiterbeschäftigung eine Abfindung zusprechen.
Aufhebungsvertrag
Verlieren Arbeitgebende einen Kündigungsschutzprozess, sind sie verpflichtet, den Arbeitnehmenden den gesamten entgangenen Lohn nachzuzahlen, und zwar rückwirkend ab dem Ende der Kündigungsfrist bis zur gerichtlichen Entscheidung, obwohl in dieser Zeit keine Arbeitsleistung erbracht wurde. Zusätzlich fallen Anwalts- und Gerichtskosten an.
Um dieses Risiko zu vermeiden, bevorzugen viele Arbeitgebende den Abschluss durch einen Aufhebungsvertrag beziehungsweise einen Abwicklungsvertrag. Ein solcher Vertrag schafft sowohl Rechtsklarheit als auch Planungssicherheit. Im Vergleich zu den möglichen finanziellen Belastungen eines verlorenen Prozesses kann sich das Angebot einer Abfindung wirtschaftlich als vorteilhaft erweisen.
Vergleich
Ebenso kann eine Abfindung Bestandteil eines gerichtlichen oder außergerichtlichen Vergleichs sein. In der Praxis endet ein Großteil der Kündigungsschutzverfahren häufig mit solch einem Vergleich, in dem eine Abfindung vereinbart wird.
Es ist zu beachten, dass eine Kündigungsschutzklage grundsätzlich nicht darauf ausgelegt ist, eine Abfindung zu erzielen. Ihr vorrangiges Ziel besteht darin, die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses zu erreichen.
Betriebsbedingte Kündigung
Ein weiterer Fall, in dem eine Abfindung möglich ist, ergibt sich bei einer betriebsbedingten Kündigung. In solchen Fällen können Arbeitgebende den gekündigten Mitarbeitenden eine Abfindung anbieten. Dies unter der Bedingung, dass sie im Zuge der Auflösung des Arbeitsverhältnisses keine Kündigungsschutzklage erheben.
Diese Möglichkeit ist im Kündigungsschutzgesetz unter § 1a geregelt. Obwohl der Paragraf den Titel „Abfindungsanspruch bei betriebsbedingter Kündigung“ trägt, handelt es sich hierbei nicht um einen zwingenden Anspruch, sondern vielmehr um ein freiwilliges Angebot des Arbeitgebenden. Ein Anspruch auf Abfindung entsteht nur dann, wenn das Kündigungsschreiben ausdrücklich ein entsprechendes Abfindungsangebot enthält und die Arbeitnehmenden im Gegenzug auf rechtliche Schritte gegen die Kündigung verzichten.
Sozialplan und Arbeitsverträge
Auch in einem Sozialplan oder einem Interessenausgleich im Falle von Betriebsänderungen, welcher zwischen Betriebsrat und arbeitgebendem Unternehmen gemäß § 112 BetrVG ausgehandelt wird, kann eine Abfindung vorgesehen sein. Abfindungsvereinbarungen innerhalb der Tarifverträge oder des individuellen Arbeitsvertrags können ebenfalls die Abfindungsansprüche regeln.
Deel Global Payroll
Wirklich einfach, wirklich globale Gehaltsabrechnung

Vor- und Nachteile von Abfindungen
Die Zahlung einer fairen Abfindung ist relevant für die Förderung von Vertrauen und Loyalität unter den Mitarbeitenden. Eine Abfindung stellt nicht nur finanzielle Sicherheit dar, sondern repräsentiert auch die Haltung Ihres Unternehmens seinen Mitarbeitenden gegenüber. Ohne Abfindung könnten sich Mitarbeitende unterbewertet fühlen, was zu einer schlechten Arbeitsmoral und geringerer Produktivität innerhalb des verbleibenden Teams führen kann.
Verlieren Arbeitgebende einen Kündigungsschutzprozess, sind sie verpflichtet, den Arbeitnehmenden den gesamten entgangenen Lohn nachzuzahlen, und zwar rückwirkend seit dem Ablauf der Kündigungsfrist bis zur gerichtlichen Entscheidung, obwohl in dieser Zeit keine Arbeitsleistung erbracht wurde. Zusätzlich fallen Anwalts- und Gerichtskosten an.
Um dieses Risiko zu vermeiden, bevorzugen viele Arbeitgebende den Abschluss eines Aufhebungsvertrags mit einer Abfindung. Ein solcher Vertrag schafft sowohl Rechtsklarheit als auch Planungssicherheit. Im Vergleich zu den möglichen finanziellen Belastungen eines verlorenen Prozesses kann sich das Angebot einer Abfindung wirtschaftlich durchaus als vorteilhaft erweisen.
Für internationale Unternehmen kann die Verwaltung von Abfindungen jedoch eine Herausforderung darstellen. Personalverantwortliche müssen komplexe Gesetze und Vorschriften, steuerliche Auswirkungen und kulturelle Sichtweisen gegenüber Vergütungen berücksichtigen. Wenn ein Aspekt eines Abfindungspakets gegen ein Recht oder eine Vereinbarung verstößt, könnte das Unternehmen mit Strafen oder rechtlichen Schritten konfrontiert werden.
Warum Abfindungen wichtig sind
Rechtliche Überlegungen stehen oft ganz oben auf der Liste der Gründe, warum Unternehmen Abfindungen anbieten. Wenn Sie gegen Arbeitsgesetze verstoßen, können Sie mit hohen Strafen oder sogar rechtlichen Schritten rechnen, wie es X (früher bekannt als Twitter) mit seiner Klage in Höhe von 500 Millionen Dollar erlebt hat.
Selbst wenn eine Abfindung nicht vorgeschrieben ist; im internationalen Umfeld ist es gängige Praxis, diese Kompensierung anzubieten. Sie hat Vorteile, die über die bloße Einhaltung der Arbeitsgesetze und die Vermeidung von Strafen hinausgehen. Hier sind einige Aspekte, wie sich eine Abfindung auf Ihr Unternehmen auswirken kann:
- Reibungslose Übergabe: Eine Abfindung motiviert Arbeitnehmende, Unternehmen bei der Abwicklung des Übergabeprozesses zu unterstützen und ihr gesamtes relevantes Wissen und ihre Fähigkeiten an die verbleibenden Mitarbeitenden weiterzugeben. Durch die Zusammenarbeit sind die Mitarbeitenden auch eher bereit, alle Vorteile und Hilfestellungen, die Sie anbieten können, voll auszuschöpfen.
- Positive Beziehungen: In bestimmten Branchen arbeiten Unternehmen möglicherweise weiterhin eng mit gekündigten Arbeitnehmern zusammen oder sind auf sie als Referenzpersonen angewiesen. Das Anbieten von Abfindungen und die faire Abwicklung von Kündigungen stellen sicher, dass Sie auch in Zukunft gute Beziehungen pflegen können.
- Verbesserte Arbeitsmoral: Viele Mitarbeitende empfinden Angstgefühle, wenn ihre Teamkollegen entlassen werden. Sie können ihre Sorgen lindern und die Arbeitsmoral stärken, indem Sie ihnen beim Verlust des Arbeitsplatzes finanzielle Unterstützung versprechen.
- Höhere Einstellungsquoten: Wenn Sie Abfindungszahlungen in neue Arbeitsverträge aufnehmen, können Sie diesen Vorteil nutzen, um mehr Bewerbende für offene Stellen zu gewinnen.
- Geringere Fluktuation: Nach Entlassungen in Ihrem Unternehmen ist die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeitende kündigen, statistisch gesehen leicht erhöht. Abfindungszahlungen können sie davon überzeugen, dass es in wirtschaftlich turbulenten Zeiten sicherer ist, bei Ihnen zu bleiben.
- Geringere Kosten: Die tatsächlichen Kosten eines Mitarbeitenden gehen über sein Gehalt hinaus. Sie umfassen auch die Kosten für Einstellung, Schulung und Produktivität. Wenn durch die Zahlung von Abfindungen Probleme wie Fluktuation und Demotivation minimiert werden, sparen Sie langfristig Geld.
- Reputationsmanagement: Das Angebot von Abfindungen zeigt Mitarbeitenden und Kunden, dass Sie ein ethisches, zukunftsorientiertes Unternehmen sind.
Vertrauen Sie Deel Ihren Offboarding-Prozess an
Die Komplexität des Offboardings von Mitarbeitenden und Abfindungsregelungen kompetent zu meistern, ist bei der Leitung eines globalen Teams unerlässlich. Sie müssen nicht nur alle relevanten Arbeitsgesetze einhalten, sondern auch ehemalige Mitarbeitende schützen und Ihren verbleibenden Mitarbeitenden ein Gefühl der Sicherheit geben.
Deel kann Sie während des gesamten Onboarding- und Offboarding-Prozesses unterstützen. Wir helfen Ihnen bei der Erstellung von Verträgen, die den gesetzlichen und vertraglichen Verpflichtungen entsprechen und die Risiken für Ihr Unternehmen minimieren. Mit unseren Automatisierungs- und Dokumentenverwaltungsfunktionen können Sie außerdem den Verwaltungsaufwand reduzieren, sodass sich die Personalabteilung auf die Unterstützung der Mitarbeitenden konzentrieren kann.
Live Demo
Haftungsausschluss: Die Informationen in diesem Beitrag werden in gutem Glauben und nur zu allgemeinen Informationszwecken bereitgestellt. Wir übernehmen keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität der in diesem Beitrag enthaltenen Informationen.