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Wie funktionieren Kernarbeitszeiten? Alle Infos im Überblick

Employe of Record

Recht & Compliance

Arbeitnehmererfahrung

Autor

Das Deel-Team

Letzte Aktualisierung

09 Juni, 2025

Veröffentlicht

09 Juni, 2025

Inhaltsverzeichnis

Was besagt die Kernarbeitszeit?

Was gilt es vor der Einführung zu beachten?

Das Wichtigste in Kürze
  • Im Rahmen von Gleitzeitregelungen schaffen Kernarbeitszeiten Verlässlichkeit bei gleichzeitiger Flexibilität. Sie definieren einen Zeitraum, in dem Anwesenheitspflicht besteht – je nach Vereinbarung analog oder digital.
  • Die Kernarbeitszeit wird in Betriebsvereinbarungen, Dienstanweisungen oder Arbeitsverträgen festgehalten. Sie muss kürzer als die tägliche Arbeitszeit sein.
  • Die Einhaltung der Kernarbeitszeit kann über ein Gleitzeitkonto überprüft werden. Verstöße können arbeitsrechtliche Konsequenzen haben – bis hin zur Kündigung bei wiederholtem Fehlverhalten.

Wer „Gleitzeit“ sagt, muss oft auch „Kernarbeitszeit“ sagen. Für viele Arbeitgebende ist sie ein beliebtes Mittel, um Arbeitnehmenden flexible Arbeitszeiten und Homeoffice zu ermöglichen, aber gleichzeitig für eine gute Koordination innerhalb des Unternehmens zu sorgen.

In anderen Worten: Die Kernarbeitszeit, auch Kernzeit genannt, kann Unternehmen dabei helfen, den Spagat zwischen Freiheit und Struktur zu meistern.

Was besagt die Kernarbeitszeit?

Wenn Arbeitnehmer:innen in Gleitzeit arbeiten, kann die Kernarbeitszeit einen festen Zeitrahmen vorgeben, in dem eine Anwesenheitspflicht gilt.

Die Anwesenheitspflicht kann sich durchaus auch auf eine digitale Anwesenheit beziehen. Ob sie stationär oder digital zu verstehen ist, hängt von der Vereinbarung zwischen dem Unternehmen und den einzelnen Arbeitnehmenden ab.

Festgehalten wird die Kernarbeitszeit in der Regel in einer Betriebsvereinbarung oder einer Dienstanweisung. In einigen Fällen kann auch eine Klausel im Arbeitsvertrag sinnvoll sein.

Kernarbeitszeit vs. Rahmenarbeitszeit

Nicht zu verwechseln ist die Kernarbeitszeit mit der Rahmenarbeitszeit. Letztere legt den Zeitrahmen fest, innerhalb dessen Arbeit grundsätzlich geleistet werden kann, während erstere die verpflichtenden Arbeitszeiten vorgibt.

In der Praxis kann ein Arbeitstag mit einer Rahmenarbeitszeit von 8 bis 18 Uhr zum Beispiel folgendermaßen aussehen:

  • 8–10 Uhr: Eingleitphase
  • 10–15 Uhr: Kernarbeitszeit
  • 15–18 Uhr: Ausgleitphase

Wie lange sollte die Kernarbeitszeit dauern?

Für die Dauer der Kernarbeitszeit gibt es keine Vorgabe. In jedem Fall muss sie kürzer sein als die tägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer:innen. Bei einer täglichen Arbeitszeit von 8 Stunden sollte die Kernarbeitszeit 6 Stunden erfahrungsgemäß nicht überschreiten.

Aber auch eine kürzere Kernarbeitszeit von 3 bis 4 Stunden täglich hat Vorteile: Sie ermöglicht es Unternehmen, die digitale Verfügbarkeit zu koordinieren, aber gleichzeitig den Rahmen für fokussierte Arbeitszeiten zu schaffen. Gerade in Zeiten digitaler Meetings kann der Ansatz dabei helfen, diese auf ihr notwendiges Maß zu beschränken und genügend Raum für fokussierte Arbeit zu lassen.

Gut zu wissen: Ford – das mit der Einführung des 9-to-5-Systems vor über 100 Jahren schon Pionierarbeit in Sachen Arbeitszeit leistete – hält sogar ganze „ruhige Wochen“ ab. In dieser Zeit werden z. B. größere Besprechungen und unkritische Teambesprechungen ausgesetzt, damit Mitarbeiter:innen ungestört an ihren Projekten arbeiten können.

Von Ford über Apple bis hin zur Deutschen Bank: Lesen Sie hier, mit welchen Modellen diese 10 Big Player hybrides Arbeiten praktizieren.

Warum brauche ich ein Gleitzeitkonto?

Ein Gleitzeitkonto hat gleich zwei unmittelbare Funktionen:

  1. Es vergleicht die tatsächlich geleistete Arbeit durch die Arbeitnehmer:innen mit der vertraglich festgehaltenen Arbeitszeit, indem es durch gleitende Arbeitszeiten entstandene Plus- und Minusstunden verrechnet.
  2. Es überprüft die Einhaltung der Kernarbeitszeiten.

Achtung: Mit seinem Beschluss vom 13. September 2022 entschied das BAG, dass Arbeitszeiterfassungen, bis auf wenige Ausnahmefälle, in Deutschland fortan Pflicht sind – unabhängig vom Arbeitszeitmodell. Alle wichtigen Informationen dazu erhalten Sie in unserem Guide zur verpflichtenden Arbeitszeiterfassung in Deutschland.

Was passiert, wenn die Kernarbeitszeit nicht eingehalten wird?

Eine Verletzung der Kernarbeitszeit durch Arbeitnehmer:innen ist kein Bagatellverstoß, sondern eine Verletzung des Arbeitsvertrags. Fehlende Zeiten innerhalb der Kernarbeitszeit können durch zusätzliche Arbeit an anderer Stelle nicht ausgeglichen werden, da das Unternehmen der Arbeit während der Kernarbeitszeit ausdrücklich eine gesonderte Priorität zugeschrieben hat.

Maßnahmen bei Verstößen gegen die Kernarbeitszeit sollten dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit entsprechen. Handelt es sich um einen leichten oder einmaligen Verstoß, kann ein kurzer mündlicher Hinweis ausreichend sein. Treten wiederholte Verstöße auf, sollten Arbeitgebende eine Abmahnung aussprechen. Die Schriftform ist dabei zwar nicht verpflichtend, aber ratsam.

Führt auch die Abmahnung nicht zur Einhaltung der Kernarbeitszeiten, können Arbeitgebende arbeitsrechtliche Konsequenzen ziehen, indem sie etwa eine verhaltensbedingte Kündigung aussprechen.

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Kernarbeitszeit bei Teilzeitkräften

Besonders einfach ist die Vereinbarkeit von Kernarbeitszeiten zwischen Voll- und Teilzeitkräften z. B. beim sogenannten 9/3-Modell. Hier arbeiten Angestellte für jeweils 9 Stunden an 3 Tagen pro Woche. Damit kommen sie auf eine Wochenarbeitszeit von 27 Stunden – erreichen also das Maximum an Arbeitsstunden bei einem Maximum an freien Tagen. Sind Beschäftigte im 9/3-Modell angestellt, kann für sie, sofern gewünscht, dieselbe Kernarbeitszeit gewählt werden wie für Vollzeitbeschäftigte.

Ein wenig komplizierter wird es, wenn Teilzeitmitarbeiter:innen zwar an 5 Tagen pro Woche beschäftigt sind, aber jeden Tag z. B. 5 Stunden arbeiten. In diesem Fall ist es sinnvoll, eine individuelle Absprache zu treffen. In der Regel gilt: Je mehr sich die Kernarbeitszeiten aller Beschäftigten überschneiden, desto mehr profitieren Unternehmen von den Vorteilen.

Was gilt es vor der Einführung zu beachten?

Bei der Einführung einer Gleitzeitregelung mit Kernarbeitszeit gilt es folgende Punkte zu berücksichtigen:

Mögliche Ungleichbehandlungen

Die Gleitzeit ist nicht für alle Abteilungen gleichermaßen geeignet. So ist diese z. B. in Büros eher an der Tagesordnung als in der Produktion. Wenn bei Mitarbeitenden der Eindruck der Ungleichbehandlung entsteht, kann das den Betriebsfrieden beeinträchtigen. Prüfen Sie, ob Sie Abteilungen, denen Sie keine Gleitzeit bieten können, anderweitige Vorteile oder Erleichterungen gewähren können.

Mitbestimmungsrecht durch Betriebsrat

Auf Basis von § 87 Abs. 1 Nr. 2 des Betriebsverfassungsgesetzes (BetrVG) muss der Betriebsrat bei der Einführung von Gleitzeit sowie von Kernarbeitszeiten mitbestimmen. Unter Umständen können Arbeitgebende das Mitbestimmungsrecht umgehen, indem sie die Änderungen der Arbeitszeit in einer Arbeitsanweisung formulieren.

Beachtung des Arbeitsrechts

Unabhängig vom Arbeitszeitmodell müssen die gesetzlichen Regelungen zu den Arbeitszeiten eingehalten werden. Bei der Festlegung der Kernarbeitszeit gilt es die folgenden Regelungen des Arbeitszeitgesetzes zu berücksichtigen:

  • § 3 ArbZG besagt unter anderem, dass die tägliche Arbeitszeit 8 Stunden – oder vorübergehend 10 Stunden – nicht überschreiten darf.
  • § 4 ArbZG besagt unter anderem, dass Ruhepausen im Voraus feststehen und bei einer Arbeitszeit von mehr als sechs bis zu neun Stunden mindestens 30 Minuten betragen müssen.
  • § 5 ArbZG besagt unter anderem, dass Arbeitnehmenden nach Ende ihrer Arbeitszeit eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens elf Stunden zusteht.

Vorteile von Kernarbeitszeit

  • Zeiträume, in denen alle verfügbar sein müssen, ermöglichen eine bessere Planbarkeit von Meetings.
  • Arbeitgebende können reibungslose Betriebsabläufe fördern, indem sie dafür sorgen, dass in Stoßzeiten, also in Phasen mit hohem Arbeitsaufkommen, ausreichende Kapazitäten zur Verfügung stehen.
  • Im Vergleich zu festen Arbeitszeiten profitieren Arbeitnehmende wegen der höheren Flexibilität von einer besseren Work-Life-Balance. Diese äußert sich häufig in einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit.

Nachteile von Kernarbeitszeit

  • Im Vergleich zur Vertrauensarbeitszeit bietet eine Gleitzeit mit Kernarbeitszeiten für Arbeitnehmer:innen weniger Flexibilität.

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FAQs

Bei der einfachen Gleitzeit dürfen Mitarbeiter:innen zwar Beginn und Ende, aber nicht die Dauer der täglichen Arbeitszeit bestimmen.

Im Gegensatz dazu dürfen Mitarbeiter:innen bei der qualifizierten Gleitzeit nicht nur Beginn und Ende, sondern auch Dauer der täglichen Arbeitszeit bestimmen. Natürlich müssen Sie im Durchschnitt dennoch die vertraglich festgelegte Arbeitszeit erreichen. In allen Fällen gilt es die gesetzlichen Vorgaben zu Arbeits-, Pause- und Ruhezeiten zu beachten.

Die Kernarbeitszeit beschreibt, innerhalb welcher Zeitspanne Mitarbeitende bei einer Gleitzeitregelung anwesend sein müssen. Die Anwesenheit kann sich, je nach Vereinbarung, auf eine analoge oder eine digitale Anwesenheit beziehen.

Die Rahmenarbeitszeit dagegen umfasst die Zeit, in der Mitarbeitende anwesend sein dürfen. Zum Beispiel kann ein Unternehmen festlegen, dass Mitarbeitende ihre Arbeit ausschließlich zwischen 7 und 19 Uhr ableisten dürfen. Sowohl die Kernarbeitszeit als auch die Ein- und Ausgleitphase müssen innerhalb der Rahmenarbeitsphase liegen.

Haftungsausschluss: Die Informationen in diesem Beitrag werden in gutem Glauben und nur zu allgemeinen Informationszwecken bereitgestellt. Wir übernehmen keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität der in diesem Beitrag enthaltenen Informationen.

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