Artikel
6 min read
Sonderurlaub Hochzeit – Anspruch, Dauer & Recht
Globale Payroll
Employe of Record
Recht & Compliance
Autor
Das Deel-Team
Letzte Aktualisierung
05 Mai, 2025
Veröffentlicht
05 Mai, 2025

Das Wichtigste in Kürze
- Es besteht kein gesetzlicher Anspruch auf Sonderurlaub zur eigenen Hochzeit. Regelungen dazu ergeben sich hauptsächlich aus Arbeitsverträgen, Tarifverträgen oder betrieblichen Vereinbarungen.
- § 616 BGB sieht unter bestimmten Bedingungen eine bezahlte Freistellung vor, die jedoch durch individuelle Vereinbarungen ausgeschlossen oder angepasst werden kann.
- Auch für besondere familiäre Anlässe wie die Hochzeit naher Angehöriger kann ein Anspruch auf Sonderurlaub bestehen, dessen Dauer und Vergütung im Einzelfall geregelt werden müssen.
Die eigene Hochzeit zählt zu den bedeutendsten Ereignissen im Leben. Doch wie sieht es mit dem Anspruch auf Sonderurlaub für diesen besonderen Tag aus?
In Deutschland gibt es keine einheitliche gesetzliche Regelung, die den Anspruch auf Sonderurlaub bei einer Hochzeit klar definiert. Sonderurlaub stellt eine zusätzliche und bezahlte Freistellung von der Arbeit dar. Stattdessen hängt der Anspruch von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Arbeitsvertrag, Tarifverträgen oder individuellen Vereinbarungen.
Im Zusammenhang mit einer Hochzeit taucht häufig die Frage nach dem Anspruch auf Sonderurlaub und dessen Vergütung auf. Grundsätzlich wird dabei zwischen dem bezahlten und dem unbezahlten Sonderurlaub unterschieden. Ersterer gewährleistet den Erhalt des Gehalts während der Abwesenheit vom Arbeitsplatz. Im Falle einer unbezahlten Freistellung hingegen entfällt die Lohnfortzahlung.
Gesetzliche Grundlage: § 616 BGB
Weder das Bundesurlaubsgesetz (BUrlG) noch das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) legen fest, dass Arbeitnehmer:innen bei einer eigenen Hochzeit einen gesonderten Urlaubsanspruch erhalten.
Der Paragraf 616 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) regelt, dass Arbeitnehmende ihren Anspruch auf Vergütung nicht verlieren, wenn sie für eine verhältnismäßig nicht erhebliche Zeit durch einen in ihrer Person liegenden Grund ohne eigenes Verschulden an der Arbeitsleistung verhindert sind.
Obwohl die Hochzeit nicht ausdrücklich genannt wird, wird sie in der Rechtsprechung als solcher persönlicher Grund anerkannt. Allerdings kann dieser Anspruch durch Arbeits- oder Tarifverträge ausgeschlossen oder modifiziert werden.
Tarifverträge und betriebliche Regelungen
In vielen Tarifverträgen, insbesondere im öffentlichen Dienst (TVöD), ist der Anspruch auf Sonderurlaub bei der eigenen Hochzeit konkret geregelt. So sieht der § 29 TVöD auch die Länge des eingeräumten Sonderurlaubs vor, etwa einen Sonderurlaubstag für die eigene Eheschließung.
Auch in den Tarifverträgen der IG Metall wird häufig ein Tag Sonderurlaub für die eigene Hochzeit oder die von nahen Angehörigen gewährt. Es ist daher wichtig, die entsprechenden Regelungen in der eigenen Arbeits-, Tarif oder Betriebsvereinbarung zu prüfen.
Deels integriertes HRIS
Verwalten Sie Ihre globale Belegschaft rechtskonform

Sonderurlaub für Hochzeiten naher Angehöriger
Neben der eigenen Hochzeit kann auch die Eheschließung naher Familienangehöriger einen Anspruch auf Sonderurlaub begründen. Arbeitnehmende haben einen rechtlichen Anspruch auf bezahlten Sonderurlaub bei außergewöhnlichen familiären Ereignissen. Dies gilt vornehmlich für die Hochzeit von Kindern, Eltern oder Geschwistern. Auch Jubiläen wie die Goldene Hochzeit der Eltern können einen solchen Anspruch rechtfertigen. Die genaue Dauer und Bedingungen des Sonderurlaubs hängen jedoch von den jeweiligen vertraglichen Vereinbarungen ab.
Gehören die Flitterwochen zu dem Sonderurlaub?
Für die Planung der Hochzeitsreise bietet es sich an, den Sonderurlaub zusammen mit dem regulären Jahresurlaub zu beantragen. Auf diese Weise lässt sich eine längere Auszeit für die Feierlichkeiten und die anschließenden Flitterwochen ermöglichen.
Beantragung und Nachweise
Um Sonderurlaub zu erhalten, sollten Arbeitnehmende frühzeitig einen Antrag stellen. In vielen Fällen wird empfohlen, den Antrag mindestens vier Wochen vor dem geplanten Termin einzureichen. Als Nachweis kann eine Bestätigung des Standesamts oder eine Einladung zur Hochzeitsfeier dienen. Es ist wichtig, alle relevanten Informationen bereitzustellen, um den Prozess zu erleichtern.
Bezahlter oder unbezahlter Sonderurlaub?
Ob der Sonderurlaub bezahlt oder unbezahlt ist, hängt von den individuellen vertraglichen Regelungen ab. Während der § 616 BGB eine bezahlte Freistellung vorsieht, kann dieser Anspruch durch den Arbeitsvertrag ausgeschlossen werden. In solchen Fällen können Arbeitgebende den Sonderurlaub unbezahlt gewähren oder Arbeitnehmende auf regulären Erholungsurlaub verweisen.
Mögliche Gründe für Sonderurlaub
Sonderurlaub wird in der Regel bei familiären Anlässen gewährt, bei denen die Anwesenheit der betroffenen Person als unverzichtbar gilt und ein Fernbleiben vom Ereignis nicht zumutbar ist und die Arbeitspflicht weniger Gewicht trägt.
Typische Anlässe für Sonderurlaub umfassen insbesondere:
- die eigene Eheschließung oder Begründung einer Lebenspartnerschaft
- die Hochzeit der eigenen Kinder
- die Hochzeit eines Elternteils
- die Gold- oder Silberhochzeit der eigenen Eltern
- die Geburt eines eigenen Kindes
- kirchliche Feiern wie Konfirmation oder Erstkommunion
- die Trauerfeier naher Verwandter
Anlässe wie ein Arztbesuch befreien in der Regel nicht von der Arbeitsverpflichtung
Sonderurlaub für die Geburt eines Kindes
Anlässlich der Geburt ihres Kindes erhalten viele Arbeitnehmende einen freien Tag. Insbesondere Vätern wird in der Regel Sonderurlaub für den Tag der Geburt gewährt, dieser muss jedoch rechtzeitig beim arbeitgebenden Unternehmen beantragt werden.
Ein gesetzlicher Anspruch auf eine bestimmte Anzahl freier Tage besteht nicht. Üblicherweise gelten ein bis drei Tage als angemessen, doch liegt die letztliche Entscheidung darüber im Ermessen von Arbeitgebenden. Ausschlaggebend sind die Bestimmungen im Arbeitsvertrag, Tarifvertrag oder einer geltenden Betriebsvereinbarung.
Wichtig: Der Anspruch auf Sonderurlaub zur Geburt ist in der Regel verheirateten Vätern oder eingetragenen Lebenspartnern vorbehalten. Bei unverheirateten Vätern herrscht rechtliche Uneinigkeit, ob ein entsprechender Anspruch besteht.
Was geschieht bei Krankheit im Fall eines Sonderurlaubs?
Erkranken Mitarbeiter:innen während eines Sonderurlaubs, ist es ihnen nicht möglich, den geplanten, besonderen Anlass wahrzunehmen. In diesem Fall muss eine Krankmeldung vorgelegt werden. Wird der private Anlass, wie die Hochzeit, aufgrund der Krankheit verschoben, muss für den neuen Termin ein weiterer Antrag auf Sonderurlaub gestellt werden.
Fazit
Der Anspruch auf Sonderurlaub bei einer Hochzeit ist in Deutschland nicht einheitlich geregelt und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Es ist daher ratsam, die eigenen vertraglichen Vereinbarungen sorgfältig zu prüfen und frühzeitig Details abzusprechen und einen Antrag einzureichen. So kann sichergestellt werden, dass der besondere Tag ohne arbeitsrechtliche Komplikationen gefeiert werden kann.
Live Demo
Haftungsausschluss: Die Informationen in diesem Beitrag werden in gutem Glauben und nur zu allgemeinen Informationszwecken bereitgestellt. Wir übernehmen keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität der in diesem Beitrag enthaltenen Informationen.